Bella Rodi
Wie Rhodos sein Italienisches Gesicht bekam
Wer sich Heute durch Rhodos Stadt bewegt, durch die Altstadt, Neustadt oder entlang am Mandraki Hafens, der spaziert Architektonisch durch ein Italien der 30er Jahre. Auch wenn, einige Gebäude sehr orientalisch wirken stammen sie von italienischer Hand. Schon 1912 wurde Rhodos und der Rest der Dodekanes wegen des Italienisch türkischen Krieg von italienischen Truppen besetzt, nach dem Friedensvertrag vom 18.10.1912 sollten die Inseln eigentlich dem Osmanischen Reich zurückgegeben werden, jedoch das Königreich Italien hielt sie als Garantie für den vertraglich vereinbarten Rückzug der osmanischen Truppen aus Libyen weiterhin fest. Nach den Beschlüssen einer geheimen Konferenz am 26.04.1915 wurden alle Inseln der Dodekanes im vollen Umfang Italien zugeschrieben, worauf Italien dem Osmanischen Reich den Krieg erklärte. Bis 1923 war daher die Situation auf den Inseln eher eine Provisorische und erst am 24. Juli 1923 wurden sie durch den Vertrag von Lausanne zum Besitz Italiens und waren somit keine italienischen Kolonien mehr.
Ab 1924 wurde der Aristrokrat Mario Lago zum Gouverneur der Dodekanes ernannt und bekam seinen Amtssitz auf der Insel Rhodos die, als Hauptinsel der Dodekanes diente. Er trieb in den Jahren seiner Amtszeit bis 1936 die Modernisierung der Insel auf Modernen italienischen Niveau an. Viel Geld wurde in die Umsetzung der Infrastruktur investiert, Straßen und Brücken wurden gebaut, Industrie wurde angesiedelt und wichtige Versorgungsstrukturen wie Elektrizitätswerk und Wasserversorgung wurden aufgebaut. Schulen Wohnungen und öffentliche Gebäude wie Bank, Verwaltungsgebäude, Polizeipräsidien, post und mehr. Es wurden auch vier neue Dörfer im Landesinneren gegründet und aus dem Boden gestampft, sie waren für Italienische Auswanderer vorgesehen, vor allem für Bauern und Forstarbeiter, denn die Dörfer hatten die einzige Aufgabe die Landwirtschaft und die Aufforstung der Wälder voranzutreiben. Der Aufbau der Insel in eine Moderne italienische Gesellschaft war damals oberste Priorität in dem Glauben das die Dodekanes und damit auch Rhodos nun für immer zum italienischen Reich gehörte.
Eines der ersten Gebäude war, das Elektrizitätswerk das 1921 gebaut wurde und die Damals noch kaum gekannte Stromversorgung von Rhodos Stadt gewährleisten sollte. In den Folgejahren machte der Aufbau rasante Fortschritte, von 1923 bis 1924 wurde eine Mädchen und eine Jungenschule gebaut, im selben Zeitraum entstanden auch eine Kaserne, ein Yachthafen und das Gerichtsgebäude. Der Neue Markt (Nea Agora) von dem italienischen Architekten Florestano Di Fausto wurde 1925 Gebaut und im selben Jahr auch der Schlachthof und die Villa del Governatore die in einem Park in der Neustadt steht.
Schon 1923 wurde die Arbeiten am Marine Yachthafen am Mandraki Hafen begonnen das von einem weiteren italienischen Architekten Rodolfo Petracco entworfen wurde und das erste Gebäude in der Tangente vom Heutigen Neuen Markt bis zum Aquarium, entlang des Mandraki Hafens, war. Dieses Gebiet sollte das Prachtstück von Rhodos Stadt werden. Florestano Di Fausto wurde daher beauftragt einen Masterplan für den Mandraki Hafen und die umliegenden Flächen zu erstellen den er dann mit seinem Kolegen Rodolfo Petracco erarbeitete, dabei bedienten sie sich an einen Plan des Stadtplaners Hippodamos von Milet aus den 5 Jh v.Chr.
Wegen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen auf Rhodos entschieden sich die Architekten verschiedene Baustiele zu vermischen und entwarfen Gebäuden die Byzantinische, osmanische, römische, venezianische und Elemente aus der Malteser zeit aufwiesen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Gouverneurspalast am Mandraki Hafen.
In den folgenden Jahren wurde der Plan mit verschiedenen italienischen Architekten umgesetzt und 29. Januar 1926 in den größten Teilen fertiggestellt. Weiterer Bestandteile der Umsetzung war der Rückbau der Stadtmauer und der Altstadt zu ihrem historischen Ursprung, da sie in der Zeit der Türkischen herschafft, regelrecht zugebaut wurde. Es wurden viele Gebäude vor der Stadtmauer und Stadttoren abgerissen, auch zugemauerte Tore wurden wieder geöffnet und zerstörte Mittelalterliche Bauwerke restauriert. Eines der umstrittensten Rekonstruktionen jener Zeit war der Wiederaufbau der Kirche des Johanniterordens “Johanes Konventskirche” die 1856 durch eine Explosion von Pulvervorräten in der Kirche vollständig zerstört wurde. Das war jedoch nicht an der Stelle des Mandraki Hafens wo sie Heute steht, sondern in der Altstadt in unmittelbarer nähe des Großmeisterpalastes der durch die Explosion auch in großen Teilen zerstört wurde. Der Neubau der Kirche wurde vom Architekten Florestano Di Fausto von 1924 bis 1925 einzig aus Zeitgenössischen Kupferstichen rekonstruiert, wurde zu einer Katholischen Kirche und bekam den neuen Namen “di San Giovanni”. Die Reste der ursprünglichen Kirche kann man neben dem Großmeisterpalastes, Heute noch erahnen und sind ausgeschildert und bebildert.
Um auch Geld auf die Insel zu bringen wurde der Tourismus durch Hotelbauten, Bade und Freizeiteinrichtungen gefördert. Das Erste, Modernste und luxuriöseste Hotel am Platze war das Grande Albergo Della Rose des Architekten Di Fausto dessen Bau am 26. März 1925 begann und am 24. Mai 1927 Spektakulär eröffnet wurde. Di Fausto vereinte damals byzantinischen, arabischen, osmanischen und venezianischen Baustile miteinander und legte dem Namen “Della Rose“ entsprechend einen großen Rosengarten an.
Ein zweites Standbein für die Wirtschaft auf Rhodos war die Gründung neuer Betriebe. Neben dem Elektrizitätswerk von 1921 und dem Schlachthof von 1925 entstanden in Rhodos Stadt 1926 die Tabak und Zigaretten Fabrik Tobacco T.E.M.I., das Weinkombinat CAIR, die Keramik Fabrik ICARO, eine Seidenfabrik bei Kattavia und die 1929 gegründete Ziegelei bei Genadi die fortan alle Baustellen mit Ziegeln belieferten, von den Hotels Elafos & Elafina, dem Aquarium und dem Elli Badehaus, so wie das Rathaus und Theater bis hin zu den vier neuen Dörfern die zwischen den Jahren 1929 und 1936 entstanden sind, wurden von der Ziegelei beliefert. Auch die Villa de Vecchi auf dem Profitis Illias in der unmittelbaren nähe der beiden Hotels Elafos und Elafina wurde mit den Ziegeln erbaut und wer Heute einen Blick auf die oft verfallenen Gebäude und dessen Steine wirft wird feststellen, dass es alles dieselben sind, die aus der Ziegelei von Genadi stammen.
Auch die italienische Währung wurde eingeführt und Italienisch wurde zur Pflichtsprache, die auch in den Schulen gelernt wurde. All diese großen Veränderungen wurden ab 1936 mit dem neuen faschistischen Gouverneurs Cesare Maria de Vecchi durchgeführt. Zu jener Zeit hatte Mussolini die Macht in Italien übernommen und mit dem Gesetz zum Schutz des Staates eine faschistische Diktatur durchgesetzt.
Dem neuen Gouverneur De Vecchi waren auch die vielen Verzierungen an den von den italienischen Architekten entworfenen Gebäuden zu wieder und befahl sie zu entfernen, wie am Hotel Albergo delle Rose das Heute auch das Casino beherbergt. An einigen zurückgebauten Häusern, wie das Gericht, wurde das Zeichen des Faschistischen Italiens integriert. So zeigten sich die Gebäude nun, als klotzige neofaschistische Architektur was bis Heute so geblieben ist, einzig die Hoheitszeichen der damaligen Zeit sind verschwunden.
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